Fahrradwerkstatt Bike Box

Beim Schrauben Deutsch lernen

„In der Bike Box zu arbeiten, ist ehrlich gesagt auch ein Stück Selbstbefriedigung. Klingt egoistisch, aber ich fühle mich positiv, weil ich etwas vermitteln und weitergeben kann. “

Seit 2017 arbeitet Martin Mitrenga in der Bike Box. Jeden Dienstagnachmittag werden im Hof der Jugendkulturfabrik die Schraubenschlüssel bereitgelegt, werden Fahrradschläuche oder gerissene Ketten repariert, Schutzbleche, Licht, Schaltung oder Sattel montiert.

„Besondere Kenntnisse hatte ich nicht. Ich fahre einfach gern Fahrrad“, erinnert sich Martin an die erste Zeit. Da jeder der sieben aktiven Ehrenamtler ein bisschen Know-how mitbringt, haben sie voneinander gelernt und kennen sich mittlerweile gut aus.

„Unser Konzept ist es, Wissen zu vermitteln und den Menschen, die in die Bike Box kommen, Mobilität zu gewährleisten.“

Ein sehr erfolgreiches Konzept. Defekte Räder werden gemeinsam repariert oder gespendete Räder verkehrstüchtig gemacht und gegen eine Wertschätzungsgebühr abgegeben. Nebenbei werden Verschleißteile und Verkehrsregeln erläutert.

„Üblicherweise stehen bis zu 30 Leute gleichzeitig auf dem Hof und bauen. Einige bringen Tee mit, man sitzt gemütlich auf der Treppe“, erzählt Martin.

In Zeiten von Covid- 19 musste sich das ändern. In vier verschiedenen Sprachen sind die Hinweise zu den coronabedingten Einschränkungen am Eingang zum HdO zu lesen. „Seit dem vergeben wir Termine. Dadurch ist es aber auch ruhiger und wir haben mehr Zeit für den Einzelnen.“

Martin schätzt die Gemeinschaft mit den Mitschraubern, die, wie er, voll berufstätig sind. Und er genießt es, Kontakt zu haben zu vielen anderen Menschen, ihre Geschichten und Probleme kennenzulernen, zu helfen und ihnen mit einem funktionstüchtigen Fahrrad ein Stück Freiheit zu schaffen.

Egoistisch ist das ganz sicher nicht.

„Beim gemeinsamen Arbeiten werden Vorurteile abgebaut und Geflüchtete fühlen sich wertgeschätzter. Ich kann dabei die unterschiedlichen Mentalitäten erleben und muss mit Sprachbarrieren kämpfen. Manchmal helfen dann nur Bilder im Smartphone weiter“, sagt der sympathische 34-Jährige und lacht.

Die Bike Box ist ein gelber See- Container mit einer Tür und drei Fenstern. Sie steht auf dem Hof der Jugendkulturfabrik und wurde mit Hilfe des Flüchtlingsnetzwerks gekauft. Engagierte Hobbybastler haben sie zur Selbsthilfe-Fahrradwerkstatt umgebaut, um Brandenburgern und Geflüchteten bei Reparaturen zu helfen und dabei sich kennenzulernen und Vorurteile abzubauen.

Text: Ina Schidlowski

Mitschrauben

Die BIKE BOX Branne sucht helfende Hände, die Bock auf Fahrradschrauben haben!
In der Fahrradwerkstatt auf dem Hof des Haus der Offiziere (HdO) unterstützen Ehrenamtliche seit 2017 nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ andere Menschen gemeinsam dabei, ihre Fahrräder zu reparieren.
Wenn ihr Lust auf ehrenamtliches Engagement und handwerklich was drauf habt, meldet euch gerne.